Die Zukunft der Formel 1

Die F1 in den letzten Jahren

Als gebürtiger 2000er konnte ich noch live miterleben, wie Michael Schumacher, der wohl erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten, die letzten vier seiner insgesamt sieben Weltmeistertitel gewann. 

Klar, damals hatte ich keine Ahnung von Autos, Geschwindigkeit und den damit verbundenen Risiken. Trotzdem saß ich sonntags mit meinen Eltern vor dem Fernseher und sah gespannt zu, wie die roten Ferraris sich durch Monaco schlängelten oder in Silverstone mit über 300 km/h über die Geraden schossen. 

Auch nach 2004 verfolgten wir noch die Formel 1, dieses Mal  Fernando Alonso oder Felipe Massa. 

Doch mit der Zeit wurden es nicht nur bei uns daheim, sondern anscheinend auch weltweit immer weniger Sonntage, an denen man die Rennen verfolgte. Ab 2013 bis zu dieser Saison habe ich denke ich kein einziges Rennen gesehen. In diesem Zeitraum hörte man nur, dass erst Vettel im Red Bull immer Weltmeister wurde und dann Mercedes unschlagbar war. 

Die Formel 1 war für mich jedoch immer noch enorm attraktiv und ich wartete nur darauf, irgendwo zu hören, dass die Rennen wieder sehenswert seien. 

Formula 1: Drive To Survive

2019 veröffentlichte Netflix heimlich, still und leise die selbstproduzierte Serie „Formula 1: Drive to Survive“ über die Rennsaison 2018. 

Ich erwartete nichts, doch was ich bekam, war eine aufwendig produzierte, exklusive, persönliche und spannende Dokumentation, die mir nicht nur die Tür in die Formel 1 wieder öffnete, sondern mich packte und in den brodelnden Kessel voller interessanter Persönlichkeiten und Emotionen warf, der die Formel 1 ist. 

Von außen war die Saison 2018 sicherlich nicht außergewöhnlich; Hamilton gewann eindeutig vor Vettel und Mercedes hatte die ganze Saison über dominiert. 

Netflix schaffte es jedoch, dem Zuschauer einen tiefen Einblick in die Charaktere der Formel 1 zu geben und so in mir den Reiz zu wecken, mehr darüber wissen zu wollen, wie es den verschiedenen Fahrern in der nächsten Saison gehen wird. 

Wird Daniel Ricciardo, der Australier mit dem breiten Grinsen und den waghalsigen Überholmanövern, seinen Wechsel von Red Bull zu Renault bereuen?

Kann sich der junge Charles Leclerc bei Ferrari beweisen? 

Wieviele Grand Prixs wird Max Verstappen, das niederländische Ausnahmetalent, gewinnen, und wieviele Massenkarambolagen wird Romain Grosjean verursachen?

F1 Saison 2019

Nach neun Rennen waren dieses Jahr allerhöchstens drei wirklich sehenswert. 

Trotzdem habe ich jedes einzelne, oft samt Qualifying, gesehen und werde die Rennen auch weiterhin verfolgen. 

Was man im Fernsehen sieht war nicht ausschlaggebend dafür. Wie bei Bayernspielen in der Bundesliga stand das Ergebnis meist im Voraus fest. 

Die Formel 1 rettet sich jedoch selbst durch ihren hervorragenden Social-Media-Auftritt, der in puncto Professionalität und Attraktivität seinesgleichen sucht. 

Der Social-Media Auftritt der F1

Sekundenschnell sind Rennereignisse mit professionellen Grafiken auf Instagram hochgeladen, die vom Zuschauer, der bekanntlich ja immer mit einem Auge am Smartphone hängt, prompt kommentiert und diskutiert werden. 

Durch das ausgeklügelte System von Interviews ist es der Formel 1 jedoch möglich, ein höchstexklusives und schnell erstelltes YouTube-Magazin namens Paddock Pass bereits ein bis zwei Stunden nach dem Dreh und damit auch dem Rennen/Qualifying/Freien Training hochzuladen. Will Buxton, der charismatische Host, sorgt mit seinem Können dafür, dass ein Take immer reicht und das Magazin schnellstmöglich online ist. 

Neben Paddock Pass bietet der F1 Youtube Kanal außerdem Analysen, Highlights und „Best Of“-Videos, die unter anderem Ereignisse aller vergangenen Rennen zeigen. 

Neben dem objektiven, offiziellen Formel 1 Kanal gibt es genialerweise noch WTF1. 

WTF1 ist ein organisch gewachsener Formel 1/Motorsport Channel „by fans for fans“, der dem Racing-Fan einen lockeren, modernen und oftmals auch subjektiven Gegenpol zum offiziellen Kanal der Formel 1 bietet. 

WTF1 (was übrigens für „who’s the fastest one“ stehen soll) ist beinahe genauso aktiv wie F1 selbst und sorgt so stets für doppelte Information aus verschiedenen Perspektiven und kreiert überdies eine Art Kultur mit zahlreichen Insidern, die die teilweise langweiligen Rennen versüßen. 

Matthew Gallagher ist der sympathische Host mehrerer Shows der Plattform und verleiht dieser mit seiner offenen Sympathie für manche Fahrer noch mehr Authentizität. 

Jede Marke sollte sich eine Plattform wie WTF1 wünschen; eine Zusammenkunft von Markenfans stärkt das Vertrauen des Einzelnen zur Marke nur noch mehr und bietet zudem gratis content. 

Die Zukunft der Formel 1

Auf den ersten Blick betrachtet scheint die Formel 1 etwas outdated: Autos, die trotz der Klimawandel-Debatte alle zwei Wochen um die halbe Welt transportiert werden, nur um dort 

von fossilen Brennstoffen angetrieben die Luft zu verschmutzen? Pervers!

Hinzu kommt, dass bei den Rennen öfters Fahrer umgekommen sind und die Rennen heutzutage meist durch die Überregulation der FIA langweilig sind. 

Die Formel 1 ist jedoch schon lange nicht mehr die Veranstaltung, bei der Menschen in röhrenden Zwölfzylindern am lebendigen Leib noch auf dem Track verbrennen. 

Stattdessen fährt man heutzutage 1.6 Liter Sechszylinder, manche Hersteller benutzen sogar Hybridturbos. Außerdem sind die Fahrer in einem Monocoque aus Carbon-Fiber samt Halo geschützt; der Vorderteil des Autos zerbricht im Falle eines schweren Crashes in Tausende von Teilen, um die Geschwindigkeit beim Aufprall schnellstmöglich zu reduzieren. 

Anders als der American Football lernt die F1 aus ihren Fehlern und handelt: Nach den beiden letzten tödlichen Crashs (Senna 1994 und Bianchi 2015) wurden stets neue Sicherheitsmaßnahmen und -vorrichtungen eingeführt, wie zum Beispiel der Halo im Jahre 2018. 

Die Formel 1 ist also sicherer als je zuvor. 

In der diesjährigen Saison merkt man, dass die strengen Regeln der FIA heruntergeschraubt werden müssen: Die Mehrheit der unterhaltsamen Überholmanöver und Duelle wurde nach dem Rennen mit 5-Sekunden-Strafen geahndet, und aus waghalsigen Rennfahrern werden immer mehr Fußballer, die bei geringstem Körperkontakt über das Teamradio nach den Schiedsrichtern (Stewarts) der FIA schreien. 

Es steht fest, dass die Formel 1 immer sicherer werden wird; möglicherweise ist das bald Grund genug, um einige Regeln zu lockern und so spannendere Rennen zu schaffen. 

Laute Autos werden gesamtgesellschaftlich jedoch immer mehr verpönt und Elektro ist bisher die Vision vom PKW der Zukunft. 

Auch autonomes Fahren scheint so, als würde es irgendwann den Straßenverkehr übernehmen. 

Für viele Leute ist das Fahren nicht nur Gewohnheit, sondern auch Leidenschaft. 

Diese Leidenschaft nach Geschwindigkeit und Motorenlärm wird selbst dann nicht verlorengehen, wenn wir irgendwann nur noch in leisen, selbstfahrenden Autos durch die Gegend kutschiert werden. 

Racing Fans werden ihre Leidenschaft auf verschiedene Weisen weiterleben lassen, sei es auf der Kartbahn, im AR-Simulator oder durch das, was sie sich am Sonntag Mittag im Fernsehen ansehen.  

Die Formel 1 muss letzteren Platz wieder besetzen, und genau deshalb muss sie sich weiterhin treu bleiben. Zu den Grundattributen der Marke F1 zählen diese drei Punkte, gegen die niemals verstoßen werden darf:

1. Die Formel 1 ist nicht leise, sie ist laut. Und das durch echtes Motorengeräusch. 

2. Die Formel 1 zeigt die absolute Spitze der Ingenieurskunst.

3. Die Formel 1 ist Leben am Limit.

Bleibt die Formel 1 all das, so wird sie die Chancen der Zukunft nicht verpassen. 

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Wie war 2018?